Stockholm (k)ein Paradies für Veganer
Schwammerlsuchen am Mälarensee – nach dem Regen spriessen die Pilze. Das Schild fand ich sehr nett, ich entdeckte es beim Schiffsanleger. Der Mälarensee ist der See, an und auf dem Stockholm liegt. An seinen Küsten gibt es ausgedehnte Wälder und so begeben sich die Stockholmer per Schiff auf Schwammerlsuche.
Stockholm ist wunderschön, und als veganer Tourist fühlt man sich hier in vielerlei Hinsicht sehr wohl. Allerdings: Angesichts der vielen Pelzträgerinnen und der für Mitteleuropäer fremdartigen Essensgewohnheiten (Elch, Rentier & Co. wandern reichlich in die Kochtöpfe) muss man wohl ein Auge zudrücken, wenn man drei Tage hier geniessen will. In beinahe jedem Café oder Restaurant bekommt man Sojamilch für den Kaffee, rauchfrei ist es hier ohnehin und nicht alle Gaststätten haben eine Alkoholausschanklizenz. Mit dem Begriff vegan können die Schweden offenbar mehr anfangen als bei uns. Da sind uns die Schweden bei weitem überlegen.
Die Auswahl an rein veganen Restaurants ist jedoch für eine Millionenstadt wie Stockholm eher bescheiden, vergleicht man das Angebot mit Wien oder Berlin. Anspruchsvolle Gaststätten fehlen vollkommen, die von mir besuchten waren allesamt vegetarisch oder boten sogar eine kleine Auswahl Fleisch und Fisch an. So etwa im Örtagarden im 1. Stock der berühmten Markthalle Östermalms Saluhall, die in einem wunderschönen Gebäude des 19. Jhdts untergebracht ist. Das Buffet war zwar üppig dimensioniert in drei Inseln – warme Speisen, Salate und nichtvegetarisches, aber welkte offensichtlich seit Stunden vor sich hin. Die warmen, asiatisch gewürzten Gemüsegerichte sahen wirklich nicht frisch aus und schmeckten auch dementsprechend.
In der historischen Altstadt, Gamla Stan, findet man nahe der zentralen Straße der Inselaltstadt das vegan-vegetarische Restaurang Hermitage. Die süsse Vitrine bietet eine grosse Auswahl an Mürbteigkuchen mit Marmelade obenauf (ein bisserl süss…) und Rohkostballen. In einem kleinen Buffetwagen warten vier vegetarische und vegane Schöpfgerichte auf Selbstentnahme. Sehr positiv ist, dass man nie in einem Speiserestaurant „gezwungen“ wird, ein Getränk zu bestellen. Vielmehr bekommt man einen riesigen Krug kaltes Wasser ohne eigens zu bestellen auf den Tisch gestellt. Im Hermitage waren im Wasser Zitronen- und Orangenscheiben, was eine erfrischend gute Idee ist.
Nett fand ich auch das Chutney im südlichen Stadtteil Södermalm, aber auch immer noch gut zu Fuß erreichbar, wie vieles in Stockholm. Auch hier gab es, wie bereits in den beiden vorher vorgestellten Restaurants, Warmhaltebecken – mit in diesem Fall drei Schöpfgerichten – die allesamt indisch waren, aber frisch gekocht und schmackhaft. Das Salatbuffet bot frischen, knackigen Salat. Wie im Hermitage gab es eine große Vitrine mit großteils vegetarischen Kuchen, aber auch veganen Mürbteig-Marmelade-Kuchen.
Leider hatte das Hermans geschlossen. Dort wollte ich eigentlich nach einem ausgiebigen Shoppingbummel zu Mittag essen, aber es hatte über die Feiertage geschlossen. Also habe ich nur ein paar Fotos gemacht und die wunderschöne Aussicht auf die zahlreichen Stockholmer Inseln genossen.
Sehr empfehlen kann ich übrigens das Hotel Esplanade, das in einem wunderschönen Jugendstilpalais untergebracht ist. Beim Frühstück steht Sojamilch ohne Nachfrage bereit, genauso wie eine große Auswahl an Gemüse, Obst, Orangen- und Erdbeersaft sowie Cerealien. Es liegt nur fünf Gehminuten von der Alstadt und von den Einkaufsstraßen entfernt. Die Schiffstouren starten direkt vor dem Hotel an der „Strandvagen“.
Mein Fazit: Stockholms vegetarisch-vegane Restaurants sind allesamt noch nicht ganz aus der Hippie-Birkenstock-Ecke herausgekommen und vor allem auf studentisches Clientel zugeschnitten. Anspruchsvolle vegane Küche findet man hier nicht, aber sehr nette Menschen, die sehr viel Verständnis dafür haben, wenn sich jemand vegan ernährt.